Hochleistungskurs Deutsch

Von Abmeldescheinen und in der Mitte geknickten Klausurbögen

 


Im Folgenden werde ich zeigen, dass unser Leistungskurs Deutsch die Bezeichnung eines Hochleistungskurses verdient. Hierzu werde ich die vergangenen zwei Schuljahre, bzw. die vergangenen vier Halbjahre, bzw. die vergangenen acht Quartale analytisch darstellen.

So stellt sich zuerst einmal die Frage, was einen Hochleistungskurs ausmacht.

Nun da wäre zunächst die Besetzung des Kursleiters (im Volksmund auch Lehrer genannt) zu beachten. Unser Kurs wurde von Herrn Schumacher geleitet, wodurch die Voraussetzung für einen Hochleistungskurs geschaffen war. Er war es nämlich, der uns sagte, dass wir alle ganz verrückt nach dem Fach Deutsch seien. Ein Zustand, der uns allen bisher noch gar nicht bewusst war. Doch Herr Schumacher hatte Recht: Wir konnten nicht genug von deutscher Literatur bekommen. Von Brentanos Erzählung „Vom braven Kasperl und dem schönen Annerl“, über Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ und Krachts postmodernen Roman „Faserland“ führte uns Herr Schumacher heran an Goethes Werke „Die Leiden des jungen Werthers“ und die Pflichtlektüre eines jeden Deutsch Leistungskurses „Faust- Der Tragödie erster Teil“, bis hin zu Thomas Manns 770 Seiten umfassenden Roman „Buddenbrooks“ und Brechts epischem Drama „Der gute Mensch von Sezuan“.

Auch das Besprechen von Filmen gehörte zum Programm, wobei sich einige von  uns vor allem durch den Film „Wild at Heardt“ nach einigen brutalen und ekligen Szenen über Herr Schumachers Geschmack wunderten. Er aber versicherte uns, dass dies Kunst sei.

Außerdem haben wir einmal in Bochum das Theaterstück „ Eine Midsummernight´s Sex Komödie“ besucht. Dieser Theaterbesuch blieb leider der einzige.

Zur Aufrechterhaltung der Kursmoral half uns nicht zuletzt Herr Schumacher, der uns, falls wir es ab und zu vergessen hatten, immer wieder mit Begeisterung klarmachte, wie geil doch die von uns besprochenen Werke sind.

Taten sich bei uns Bildungslücken auf, oder hatte jemand seine Hausaufgaben vergessen, so war er rigoros. Sofort wurde dem betroffenen Kursteilnehmer oder der betroffenen Kursteilnehmerin ein Abmeldeschein  angedroht. Diese angedrohte Vergabe der Abmeldescheine wurde Kult und hätte, wäre sie durchgezogen worden, unsere Kursteilnehmerzahl auf  ca. –46 verringert. (Wäre etwas zu leer gewesen, oder?)

Ein kleiner Mangel ist an der Form unserer Klausuren festzumachen. Herr Schumacher bat uns mehrfach, linierte Bögen ohne Rand zu benutzen, diese in der Mitte zu knicken, um dann immer außen zu schreiben. Zur Erklärung dessen biss er sogar in die Mitte des Bogen, um uns zu verdeutlichen, dass wir dort nicht schreiben sollten. Auch sein Lockangebot, einen ausgeben zu wollen, wenn der ganze Kurs diese Formalität beachte half nicht. Irgendjemand machte es immer falsch.

Zu einem Hochleistungskurs gehört auch ein gutes Kursklima, dass durch Herr Schumachers lockere Art ermöglicht wurde. So erzählte er uns öfters von seiner Schulzeit und Jugend, dass er z.B. von einem Lehrer „voll eins auf die Fresse gekriegt hat“, weil er im Gang gesprochen hatte und dass er von seinem Deutschlehrer gefragt nicht wusste, wer in dem betreffenden Jahr den Preis der Gruppe 47 erhalten hatte. Drei Referendare unterrichteten in unserem Kurs: Herr Strauß, Herr Stevens und Herr Vonnemann. Bei den ersten beiden lief alles geregelt ab, Herr Strauß machte sogar sine Lehrprobe bei uns. Herr Vonnemann hingegen sah sich einem größeren Problem gegenüber. Aufgrund des von Anfang der JgSt. 13 bis zu den Herbstferien andauernden, krankheitsbedingten Fehlens von Herrn Schumacher, musste der Referendar den Unterricht alleine in die Hand nehmen.

Dies gelang ihm nur mäßig und so wurde er vom größten Teil des Kurses nicht akzeptiert, wodurch wir uns über Herr Schumachers Rückkehr um so mehr freuten.

Ein Leitsatz von Herrn Schumacher lautet: „Das Unausweichliche soll man freudig bejahen.“

Das taten wir Stunde für Stunde, indem wir mit Freude alle Arbeitsaufträge, ob in der Gruppe oder alleine, durchführten.

Wollen wir hoffen, dass auch Herr Schumacher gern an die Zeit mit uns zurückdenken wird und sich als kölsche Jong sagen wird:“ Nä, wat wor det denn fröher för ne superjeile Zit! Wär ich mal Deutschlehrer geworden!“